Training 4 Paws

Entspanntes Krallenschneiden mit dem Körbchenspiel

Entspanntes Krallenschneiden mit dem Körbchenspiel

Für Ruby ist das Krallenschneiden jedes Mal Stress pur! Die zweijährige Deutsche Schäferhündin, hat ihrem Herrchen Steve schon sehr eindrucksvoll mitgeteilt hat, was sie davon hält. Zwei Narben an seinem Unterarm zeugen von den Versuchen, Ruby von der Notwendigkeit des Krallenschneidens zu überzeugen. Um die Pflegemaßnahme dennoch durchführen zu können, mussten Ruby‘s Besitzer sie bisher, wenn sie nach einem ausgiebigen Spaziergang müde und erschöpft war, zu zweit festhalten und fixieren.

Mit diesem Problem stehten Ruby und Steve nicht alleine da. Vielen Hundebesitzern graut schon der Gedanke daran, ihren Hunden die Krallen zu schneiden, da diese sich vehement gegen das notwendige Übel zur Wehr setzen. In der Wildnis kann für einen Beutegreifer wie den Hund eine Verletzung an den Beinen oder Füßen den Tod durch Verhungern bedeuten.Ensprechend sensibel reagieren sie instinktiv auf Berührungen an ihren Gliedmaßen.

Um Ruby dieses Unbehagen zu nehmen, sind sie und Steve aus Edinburgh zu Claire Staines von Lothlorien Dog Services gekommen. Claire lädt Ruby dazu ein, das Körbchenspiel zu spielen.

Lass deinem Hund die Wahl!

Beim Körbchenspiel handelt es sich um eine Art Kooperationssignal. Der britische Tiertrainer Chirag Patel hat dieses Spiel entwickelt, um Pflegemaßnahmen mit dem Einverständnis unserer Hunde durchzuführen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Nein zu sagen, ohne aggressives Verhalten zeigen zu müssen. Der Hund kann selbst bestimmen, ob er bereit ist, zu kooperieren und auch unangenehme Momente auszuhalten, oder ob er eine Pause benötigt, um sich zu sammeln, bevor es weitergeht. Der Hund hat während des Spiels jederzeit die Wahl, das Spiel weiterzuspielen oder es zu beenden und wegzugehen.

Und so funktionierts

Schritt 1 – Blickkontakt zum Körbchen

Steve stellt ein kleines Körbchen mit Leckerli auf einen Stuhl und wann immer Ruby sich die Leckerli holen möchte, hebt Steve das Körbchen hoch, außer Ruby’s Reichweite. Wichtig ist, dass Steve kein „Nein“ oder „Lass das“ verwendet, um Ruby vom Plündern des Körbchens abzuhalten, denn Ruby soll sich zwar zurückhalten, aber sich nicht vom Körbchen abwenden.

Schon bald kapiert Ruby, dass sie die Leckerli nicht erreichen kann und hält sich abwartend zurück. Jetzt beginnt Steve, Ruby aus dem Körbchen zu füttern und zwar immer genau dann, wenn Ruby das Körbchen anschaut.

Schaut Ruby vom Körbchen weg, so hebt Steve das Körbchen hoch und es gibt keine weiteren Leckerli. Das Ziel des ersten Schrittes ist, dass Ruby lernt, den Blickkontakt zum Körbchen für ungefähr fünf bis zehn Sekunden zu halten.

Schritt 2 – Dies ist der Deal!

Nun beginnt Steve, seine Hand an Ruby anzunähern und legt sie auf ihre Schulter. Hält Ruby weiter den Blickkontakt zum Körbchen, erhält sie daraus ein Leckerli. Schaut sie weg vom Körbchen, so nimmt auch Steve seine Hand von Ruby.

Steve beginnt jede Pflegemaßnahme an Ruby’s Pfoten mit der Berührung von Rubys Schulter und führt dann langsam seine Hand nach unten in Richtung Pfoten. So wird seine Intention für Ruby absehbar.

Der Deal zwischen Steve und Ruby ist: So lange Ruby das Körbchen anschaut, ist sie damit einverstanden, dass Steve sie berührt. Bricht Ruby den Blickkontakt zum Körbchen ab, dann nimmt Steve sofort seine Hand weg und unterbricht die Pflegemaßnahme so lange, bis Ruby ihm mit dem erneuten Blickkontakt zum Körbchen mitteilt, dass sie bereit ist, weiterzumachen.

Schritt 3 – Pflegeutensilien einführen

Nun kann Steve damit anfangen, die Utensilien, die zur Pflege benötigt werden, einzuführen. Er zeigt Ruby die Krallenschere und markert und belohnt, wenn Ruby die Krallenschere mit der Nase berührt. Er wiederholt dies fünf Mal und legt die Krallenschere danach auf den Stuhl neben das Körbchen und beginnt erneut mit dem Körbchenspiel. Nach einigen verdienten Leckerlis für den Blickkontakt zum Körbchen wandert die Krallenschere auf den Boden, dann immer näher an Rubys Pfote. Schließlich berührt die Schere die Kralle, umschließt sie und Steve schneidet die Kralle.

Ruby bestimmt die Regeln!

Wenn Ruby den Kopf leicht vom Körbchen abwendet, so dass sie sehen kann, was Steve tut, aber mit ihrem Körper noch immer klar auf das Körbchen ausgerichtet ist, so hält Steve kurz inne, lässt aber seine Hand an Ruby. Wendet sich Ruby klar vom Körbchen ab, dann heißt das für Steve : Sofort Hände weg von Ruby! Darauf kann Ruby sich verlassen und es wird ihr daher leichter fallen, sich auf die Pflegemaßnahmen einzulassen.

Einmal unterbricht Ruby das Spiel und geht weg. Sie wird auf keinen Fall festgehalten oder zurück gelockt. Man sieht, dass sie einen kurzen Moment braucht, um sich zu sammeln und nachzudenken. Steve gibt ihr einen Moment, spricht sie dann freundlich an und lädt sie ein, wieder am Spiel teilzunehmen.

Das Ende der Trainingseinheit bestimmt Ruby schließlich selbst. Sie weigert sich, erneut Blickkontakt zum Körbchen aufzunehmen und kaspert ein wenig herum. Sie zeigt Steve damit klar und deutlich, dass sie der Meinung ist, dass es nach drei erfolgreich geschnittenen Krallen Zeit ist, für heute Feierabend zu machen.

Kein Wundermittel!

Das Körbchenspiel ist keine schnelle Lösung für alle Probleme. Es bedarf Fleißarbeit vom Besitzer und regelmäßige, kurze Trainingseinheiten. Das Spiel sollte jeweils beendet werden, solange der Hund Spaß daran zeigt und sich gut konzentrieren kann.

Das Körbchenspiel es ist ein wunderbares Instrument, dem Hund Körperpflege und medizinische Maßnahmen angenehmer zu gestalten, und auch Untersuchungen beim Tierarzt ohne Trauma zu überstehen.

Vielen Dank Ruby und Steve und vielen Dank Arran Staines für die wunderbaren Fotos! Schaut auf Arrans Facebook Seite vorbei! Es lohnt sich!

Illustration Körbchenspiel