Training 4 Paws

Alleine bleiben anders herum trainieren

Leidet dein Hund unter Trennungsstress? Vielleicht hast du ja falsch herum trainiert?

Life Hacks for Dogs – machen das Hundeleben leichter: Teil 1 (Schottland)

Die, die gehen fühlen nicht den Schmerz des Abschieds. Der Zurückbleibende leidet.
Henry Wadsworth Longfellow

Was ist Trennungsstress?

Viele Hunde haben nie wirklich gelernt, alleine zu bleiben und leiden unter der Trennung von ihrer Bezugsperson. Um mit dem Trennungsstress zurechtzukommen, zerstören sie Enrichtungsgegenstände, machen ins Haus oder weinen und bellen, ganz zur Freude der Nachbarn.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Hund dies nicht „aus Trotz“ macht, sondern es ein Ausdruck seiner Verzweiflung ist.

Wie kann ich meinem Hund bei Trennungsstress helfen?
Die meisten Trainingsprotokolle gegen Trennungsstress auf Basis positiver Verstärkung bauen das Alleinebleiben langsam auf, indem der Hund auf seinem Platz einen Kauartikel oder einen gefüllten Kong erhält und die Bezugsperson dann für kurze Zeit das Zimmer verlässt. Langsam wird die Zeit, während derer der Hund alleine bleibt, gesteigert.

Die Vorgehensweise ist im Grunde richtig, doch immer ist es der Mensch, der den Hund verlässt und der Hund, der alleine zurückbleibt.

Warum kann das problematisch sein?

Ein typisches Problem, welches daraus resultieren kann ist, dass der Hund nicht wirklich lernt, mit der Abwesenheit der Bezugsperson klarzukommen.
Sobald er seinen Kauartikel erhält ist er abgelenkt und bekommt gar nicht richtig mit, dass sein Mensch sich entfernt. Ist der Kauartikel aufgegessen, dann setzt der Trennungsstress ein.

Training gegen Trennungsstress mal anders herum!

Kanzi ist 9 Wochen alt und eines der wichtigsten Dinge, die sie lernen muss, ist das Alleine bleiben. Frauchen Tracey arbeitet als Hundetrainerin bei Lothlorien Dog Services und ist oft mehrere Stunden außer Haus.
Damit Kanzi lernt, in Zukunft entspannt zu Hause zu bleiben, baut Tracey das Alleine bleiben genau anders herum auf:
Nicht sie verlässt den Raum, sondern Kanzi.
Kanzi soll lernen, dass es keine große Sache ist, sich von Tracey zu entfernen, ja, dass es sogar von Vorteil ist, wenn sie nicht immer an Tracey klebt.

Tracey füllt dafür einen Kong mit Leckerchen und legt ihn auf Kanzis Hundebett. Dann setzt sie sich auf einen Stuhl, der am anderen Ende des Zimmers steht, nimmt sich ein Buch und beginnt zu lesen.
Kanzi hat nun die Wahl: Entweder sie bleibt bei Tracey und es herrscht gepflegte Langeweile oder sie entfernt sich von Tracey und genießt einen lecker gefüllten Kong.
Es dauert nicht lange und Kanzi entscheidet sich für den Kong. Sie hat jederzeit die Möglichkeit, zu Tracey zrurückzukehren, falls ihr es ihr zu unheimlich wird.

Wenn dies zuverlässig klappt und Kanzi sich wohl fühlt, nimmt Tracey ihren Stuhl und stellt ihn in ein anderes Zimmer. Wieder hat Kanzi die Wahl zwischen gähnender Langeweile bei Tracey oder einem verführerischen Kong in räumlicher Distanz und außer Sichtweite ihrer Bezugsperson.
Tracey baut die Distanz und die Zeit, die Kanzi sich aktiv und bewußt von ihr entfernt immer weiter aus, indem sie sich in weiter entfernte Räume ihrer Wohnung, auf die Terrasse und schließlich sogar in ein anderes Stockwerk setzt, während Kanzi sich dafür entscheidet, im Wohnzimmer alleine ihre Leckerei zu genießen.

Mittlerweile hat Kanzi schon gelernt, so selbstbewußt und zuversichtlich alleine zu bleiben, dass sie weiterhin im Wohnzimmer bleibt, nachdem ihr Kong längst leer ist und dort auch alleine ein Nickerchen hält.

Worauf solltest du achten?

  • Verwende nur sichere Spielsachen, wie befüllbare Kongs, Lickimats oder Schnüffelteppiche, mit denen dein Hund sich nicht verletzen kann, während du außer Sichtweite bist.
  • Zwinge deinen Hund nicht, sich von dir zu entfernen. Esr hat die Wahl und soll die Entscheidung bewußt und aus eigenem Antrieb treffen.
  • Wenn dein Hund sich zu Beginn nicht freiwillig von dir entfernt, dann verwende etwas sehr Hochwertiges und Leckeres, das dein Hund auflecken kann, zum Beispiel Streichkäse, Ernussbutter oder Leberwurst. Bei allen Säugetieren hat Lecken und Kauen eine beruhigende Wirkung.
  • Dein Hund sollte immer die Möglichkeit haben, zu dir zurückzukehren, sobald ihm das Alleine bleiben unheimlich wird.
  • Wenn dein Hund unter starkem Trennungsstress leidet, kann es schon ausreichend sein, wenn er sich nur einen Meter von dir entfernt, um dort seinen Kong zu genießen. Steigere sehr langsam die Distanz.
  • Dein Hund nimmt seinen Kong und kommt damit zu dir? Ziehe ein Seil mit einem Knoten durch den Kong und befestige ihn an einer Heizung oder einem Tischbein oder verwende eine Likimat oder einen Schnüffelteppich.

Wunderschöne, handgeknüpfte Schnüffelteppiche gibts bei Fellherzchens Schnüffelspaß.