Training 4 Paws

Menschen höflich begrüßen

Dein Hund springt gerne fremde Menschen an? Mit dem „Sag-Hallo-Spiel“ lernt er, Menschen ruhig und höflich zu begrüßen.

The Games Dog People Play… in Schottland

Alfie liebt Menschen und würde am liebsten jedem Hallo sagen. Sieht der Labrador-Springerspaniel-Mischling aus der Ferne einen Menschen auf sich zukommen, fängt er begeistert an zu wedeln. Bleibt dieser Mensch dann bei Karen stehen, um sich zu unterhalten, so springt Alfie begeistert an ihm hoch.

Genau diese Freundlichkeit ist Alfies Problem, denn Alfie befindet sich bei Lothlorien Dog Services in der Ausbildung zum Assistenzhund und soll lernen, während der Arbeitszeit fremde Menschen zu ignorieren.

Frauchen Karen ist beim Gehen auf einen Stock angewiesen. Springt Alfie in die Leine, so besteht die Gefahr, dass Karen das Gleichgewicht verliert und stürzt. Um Alfies impulsives Verhalten besser kontrollieren zu können, führt sie ihn an einem Kopfhalfter*, welches Alfies Wahrnehmung und Bewegungsfreiheit einschränkt und mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Peinliche Situationen

Begeisterte Begrüßungsküsse in die Gesichter von Besuchern oder matschige Pfoten auf den Kleidern unbeteiligter Passanten bringen viele Hundebesitzer in peinliche Situationen. Oft wird der Hund dann geschimpft oder an der Leine zurückgeruckt, was zur Folge hat, dass der Anblick von Menschen für den Hund negativ verknüpft wird.

Gerade Labradore und Spaniels sind extrem menschenfreundlich, denn sie wurden für die enge Kooperation mit dem Menschen gezüchtet und eigenen sich daher hervorragend als Assistenzhunde.

Welches Verhalten bestärkst du?

Springt ein Hund an einem Menschen hoch, dann wird das Verhalten so gut wie immer bestärkt: Entweder der Mensch streichelt den Hund, oder er wehrt ihn ab, aber immer passiert eine direkte, physische Interaktion zwischen Mensch und Hund. Und auch negative Aufmerksamkeit in Form von Schimpfen oder Wegstoßen ist Aufmerksamkeit, die das Verhalten verstärkt. Es wird daher in Zukunft immer häufiger gezeigt.

Besser ist es, dem Hund noch bevor er die Gelegenheit hat hochzuspringen, ein ritualisiertes Alternativverhalten anzubieten.

Das „Sag-Hallo-Spiel“

Alfie soll Menschen nach wie vor toll finden, aber er darf Karen nicht in Gefahr bringen. Daher zeigt Claire den beiden eine Möglichkeit, wie Alfie ruhig und höflich andere Menschen begrüßen kann.

Die meisten Menschen begrüßen einen Hund, indem sie die Hand nach dem Hund ausstrecken, um ihn daran schnuppern zu lassen. Dies nutzen wir für das Training mit Alfie. Nähert sich eine Person, so gibt Karen Alfie das Signal „Sitz“. Sobald Alfie sitzt, fordert Karen Alfie mit einem freundlichen „Sag Hallo“ auf, die Person zu begrüßen. Alfie wendet sich daraufhin der Person zu und berührt kurz mit der Nase deren ausgestreckte Handfläche. Karen markert die Berührung der Nase an der Handfläche, worauf hin Alfie sich wiederum Karen zuwendet, um sich sein Leckerli abzuholen.

Der Aufbau

Karen benötigt eine Hilfsperson, in diesem Fall übernimmt Claire diese Rolle. Außerdem braucht sie Leckerchen und ein Markersignal oder einen Klicker.

Der Aufbau entspricht dem Aufbau eines simplen Hand-Touches, nur dass die Hand zu einer zweiten Person gehört: Claire macht Alfie auf sich aufmerksam und streckt die Hand aus, Alfie wird neugierig mit der Nase Claires Hand berühren, in diesem Moment markert Karen und gibt ihm ein Leckerli. Claire und Karen wiederholen dies einige Male. Führt Alfie das Verhalten zuverlässig aus, ist es Zeit das Signal „Geh und sag Hallo“ einzuführen.

 

Alfie und Karen auf einem Parkplatz
Erst Sitz und Fokus auf Karen...
Alfie begrüßt Claire wie trainiert
...dann Handtouch bei Claire...
Alfie erhält ein Leckerchen von Karen
...und die Belohnung von Karen.

Was kann schief gehen?

Alfie interessiert sich nicht für die ausgestreckte Hand. In diesem Fall klemmt Claire sich ein Leckerli zwischen die Finger der ausgestreckten Hand. Nach einigen Wiederholungen lässt Claire das Leckerli weg. Alfie wird ein Leckerli erwarten und die Hand trotzdem mit der Nase berühren. Dies ist der Moment, den Karen markert und anschließend belohnt.

Alfie springt auf Claire zu, während sie sich noch annähert, bevor sie die Hand überhaupt ausstreckt. Es ist wichtig, dass Karen das Sitz-Signal bereits gibt, bevor Alfie auf die Idee kommt, zu Claire hinzuziehen, da Alfie sonst eine unerwünschte Verhaltenskette lernt.

Für Fortgeschrittene

Nach einigen Wiederholungen wendet Alfie sich nur noch wedelnd zu Claire um, er berührt gar nicht mehr ihre Hand mit der Nase. Das ist absolut ok und sogar erwünscht! Bei dieser Übung geht es nicht darum, einen sauberen Handtouch auszuführen, es geht um die Umorientierung von Karen zur Hilfsperson und wieder zurück zu Karen. Das physische Berühren der Hilfsperson ist jetzt gar nicht mehr so wichtig für Alfie, da er ja seine Bestätigung für das Hallo sagen von Karen bekommt.

Win-win-Situation

Mit diesem Spiel schlägt Karen zwei Fliegen mit einer Klappe: Alfie ist happy, weil er weiterhin Menschen begrüßen darf. Die Bestätigung erfolgt aber nicht durch den Fremden, sondern durch Karen. Sie ist somit die Heldin, der positive und bestärkende Faktor für Alfie, und nicht mehr die Spaßbremse, die krampfhaft versucht, Alfie von der Begrüßung abzuhalten.

Das „Sag-Hallo-Spiel“ ist super simpel und effektiv. Es gibt Alfie die Möglichkeit, unter Signalkontrolle weiterhin Menschen zu begrüßen ohne an der Leine zu ziehen und Karen dabei in Gefahr zu bringen. Am Ende der Übungseinheit hat Karen so viel Vertrauen in Alfie entwickelt, dass sie sogar auf das Kopfhalfter verzichtet.

Alternative für Angsthäschen

Das „Sag-Hallo-Spiel“ mit dem Handtouch eignet sich NICHT für Hunde, die Angst vor Menschen haben und beim Annähern von Fremden Beschwichtigungssignale zeigen oder sie sich mit einem „Bleib-mir vom Hals“-Bellen auf sichere Entfernung halten! Die physische Nähe und Berührung mit der Nase bringen einen ängstlichen Hund in einen schweren inneren Konflikt, denn im Grunde möchte er sich gerne das Leckerli verdienen aber gleichzeitig mehr Abstand zwischen sich und den Fremden bringen. Innere Konflikte machen das Auftreten von Aggression wahrscheinlicher.

Bei ängstlichen und reaktiven Hunden verknüpfen wir aus sicherer Entfernung den Anblick eines Menschen positiv mit der Erwartung von Futter. Spiele dafür mit deinem Hund das Spiel Click für Blick.

*Hinweis:

Das Führen eines Hundes am Kopfhalfter ist nur als vorübergehende Managementmaßnahme und unter Anleitung eines sachkundigen Trainers empfehlenswert. Beim unsachgemäßen Führen am Kopfhalfter baut der Hund Druck auf die Halswirbel auf und es kann zu schweren Schädigungen kommen.