Training 4 Paws

Der Doppelte Rückruf - Weil doppelt besser hält!

Was ist wirksamer als ein einfacher Rückruf? - Der Doppelte Rückruf!

Im Alltag funktioniert euer Rückruf schon ganz ordentlich, aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, dann gehen bei deinem Hund die Ohren auf Durchzug und er fliegt dem Hasen hinterher? Trainiere für Notfälle einen besonderen Rückruf, der deinem Hund auch unter starker Ablenkung die Unterstützung gibt, die er braucht, um auch tatsächlich zu dir zurückkommen zu können!

Manchmal machen schon kleine Perspektivenwechsel das Leben einfacher: Wie meine Kollegin und Mentorin Claire Staines von Lothlorien Dog Services in Schottland bei Trennungsstress beim Hund vorgeht, findet ihr in Teil 1 der Life Hacks for Dogs: Alleine bleiben anders herum trainieren

Gemeinsame Sache für einen zuverlässigeren Rückruf

Der Doppelte Rückruf ist eine Kombination aus Leslie Nelsons „Really Reliable Recall“ und der Erkenntnis von Patricia McConnell, dass kurze, helle, aufeinanderfolgende Töne besonders gut ins Bewusstsein von Hunden durchdringen.
Die Erkenntnis, dass der Rückruf eigentlich eine Verhaltenskette aus zwei grundsätzlich unterschiedlichen Verhaltensweisen ist, stammt von Leslie Nelson und ist einfach grandios, da das Schlüsselverhalten, nämlich das Abwenden vom Auslöser, durch den besonders intensiven und sorgfältigen Aufbau eine extrem gute Verstärkungsgeschichte bekommt.
Patricias McConnell hat in ihrer Dissertation“Acoustic structure and receiver response in mammalian signal systems“untersucht, auf welche akustischen Signale Säugetiere besonders gut reagieren. Dabei hat sie herausgefunden, dass traditionelle Tiertrainer, wie zum Beispiel Hirten, auf der ganzen Welt und über alle Sprachen hinweg hohe, sich wiederholende Töne zum Anfeuern ihrer Tiere und lange, langgezogene zum Verlangsamen geben.
Die deutsche Hundetrainerin Dr. Ute Blaschke-Berthold hat diese beiden Gedanken miteinander kombiniert und daraus den Doppelten Rückruf entwickelt.
Der Doppelte Rückruf besteht somit aus zwei Komponenten: Dem Umorientierungssignal, einem positiv und extrem sorgfältig aufgebauten Verhaltensunterbrecher und dem sogenannten Ankersignal.

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Doppelter Rückruf mit Pfeiffe
… und miesem Timing: Hund ist schon da und ich pfeife immer noch.
Nanook sagt: „Fliegt jetzt mal endlich ein Keks oder nicht?“ 🙂

 

Teil 1: Das Umorientierungssignal

Das Umorientierungssignal ist ein positiv aufgebauter Verhaltensunerbrecher. Ziel ist es, dass dein Hund seine Aufmerksamkeit wieder auf dich lenkt und sich dir zuwendet.
Auswahl des Signals
Am besten eignet sich ein Pfiff, da dein Hund ihn draußen auf große Entfernung hören kann. Zusätzlich kann auch ein Wortsignal wie „Hier!“ oder „Guck mal“eingeführt werden.

Der Aufbau

Gib deinem Hund das Umorientierungssignal wenn er ganz in deiner Nähe ist. Wendet er sich dir zu, erfolgt sofort eine Belohnung. Wiederhole dies fünf Mal. Nach einer kurzen Pause wiederhole die Übung

Wie gehts weiter?

Wirf ein Leckerli auf den Boden und gib das Umorientierungssignal solange dein Hund noch kaut. Blickt er zu dir, bekommt er das nächste Leckerli.
Das Umorientierungssignal ist eines der wichtigsten Signale und muss wie ein Akku immer wieder aufgeladen und unter verschiedenen Ablenkungen in unterschiedlichen Situationen geübt werden.

Art der Belohnung

Alles, was der Hund toll findet, eignet sich als Belohnung. Dies ist nicht nur Futter (geworfen, gestreut, gerollt, aus der Hand) oder Spielzeug (zerren, werfen, verstecken) sondern alles in der Umwelt des Hundes, was sein Interesse weckt (Mauseloch, toter Igel, Hundepipi, Vögel beobachten etc.)

Teil 2: Das Ankersignal

Der Anker wird nach dem Umorientierungssignal gegeben und soll deinen Hund an allen Ablenkungen vorbei zu dir zurückangeln.

Auswahl des Signals

Der Anker wird so lange wiederholt, bis dein Hund bei dir ist.
Es eignen sich kurze Doppelpfiffe oder Worte, die man schnell wiederholen kann, z.B. „go, go, go“ oder „schnell, schnell, schnell“.

Der Aufbau

Wirf ein Leckerchen von dir weg, so dass der Hund es hetzen und fressen kann. Wenn er sich nach dir umschaut, gib dein Umorientierungssignal. Kommt dein Hund danach auf dich zu, gib ihm dein Ankersignal so lange, bis er bei dir ist. Dann wirf das nächste Leckerchen in die entgegengesetzte Richtung und wiederhole das Spiel.

Wie gehts weiter?

Läuft dein Hund spontan zu dir zurück, verknüpfe das Verhalten mit dem Ankersignal.
Achte auf ein hohes Tempo. Je schneller dein Hund beim Lernen des Ankers zu dir zurückrennt, desto zügiger funktioniert später der Rückruf.
Ankere im Laufrhytmus des Hundes, damit du ihn später durch schnelleres Ankern beschleunigen kannst.

Art der Belohnung

Das Ankersignal erinnert deinen Hund ständig daran, was er eigentlich tun wollte und feuert ihn an, auch an den verlockensten Ablenkungen vorbei zu dir zurückzulaufen. Damit der Anker zuverlässig funktioniert, müssen die Belohnungen kreativ, hochwertig und abwechslungsreich sein.

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Nanook und der Doppelte Rückruf mit Wortsignal

Was ist wichtig?

Für jedes Mal, wenn der Doppelte Rückruf für deinen Hund eine negative Konsequenz hat, (Anleinen, Beenden des Spiels mit dem Hundekumpel, Abruf vom leckeren Katzenkot) solltest du deinen Hund zehn Mal zurückrufen, weil etwas tolles passiert!

Achte auf deine Körpersprache

Auch eine bedrohliche Körpersprache oder ein frustierter Tonfall wirken als negatives Ereignis.
Vermeide es, frontal zum Hund oder nach vorne gebeugt zu stehen. Beides signalisiert deinem Hund, sich von dir fernzuhalten.
Drehe dich leicht seitwärts zum Hund, gehe in die Hocke oder ein paar Schritte rückwärts und achte auf einen freundlichen Tonfall.

Jagen ist das große Hobby deines Hundes? Sei nicht die Spaßbremse, sondern gehe gemeinsam mit ihm auf die Jagd! Wie das geht, findest du in Gemeinsam Jagen.