"300 Peck" für Dauer und Distanz im Hundetraining

Klappt das Losgehen an lockerer Leine eigentlich schon ganz gut, aber nach einigen Schritten beginnt dein Hund doch wieder zu ziehen? Versuchst du, mit deinem Hund ein zuverlässiges Platz und Bleib oder Sitz und Bleib zu erarbeiten, aber nach ein paar Sekunden ist seine Konzentration dahin und er steht wieder auf?

Kanzis nächster Impftermin steht bald an. Um ihr die Untersuchung beim Tierarzt zu erleichtern, möchte Frauchen Tracey ihr einen zuverlässigen Nasentouch beibringen. Kanzi soll lernen, dass sie für die Dauer der Untersuchung ihre Nase an Traceys Handfläche drücken soll. Der Nasentouch selbst ist Kanzis Lieblingsübung, die sie super beherrscht. Nun soll die Dauer ausgebaut werden, während der sie die Nase an Traceys Hand drückt. Meine Kollegin Claire Staines von Lothlorien Dog Services verwendet dafür die Methode 300 Peck.

300 Mal Picken

Die Methode 300 Peck bedeutet auf deutsch 300 Mal Picken und wurde entwickelt, um Tauben in einem Laborversuch beizubringen, ein Target 300 Mal anzupicken, bevor sie eine Belohnung erhielten.
Dies klingt auf den ersten Blick unglaublich, aber verlangen wir von unseren Hunden nicht genau das?
Wir erwarten, dass sie mit uns an lockerer Leine eine Straße entlanggehen, dass sie für die Dauer einer Prüfung akurat bei Fuss laufen, dass sie sich im Restaurant ruhig unter den Tisch legen, während wir essen oder ruhig stehen bleiben damit wir sie bürsten oder untersuchen können.
Oft klappt der Beginn des Trainings ganz gut, doch nach einigen Schritten oder einer bestimmten Zeitdauer ist der Hund nicht mehr in der Lage, die Konzentration zu halten. Mit 300 Peck lernt dein Hund bei der Stange zu bleiben. Du kannst es für jede Übung einsetzen, bei der es entweder auf die Steigerung der Zeitdauer oder der Distanz ankommt.

Wie funktionierts?

Tracey definiert das Trainingskriterium. Für Kanzi lautet das Kriterium: Nase berührt Hand. Alles andere ist egal. Ob sie dabei steht oder liegt, einen Handstand macht oder bellt interessiert in diesem Moment nicht.
Sobald Kanzis Nase Traceys Hand berührt, beginnt Tracey entweder laut oder leise im Kopf zu zählen: „Eins“ – Berührt Kanzis Nase noch ihre Hand, dann markert und belohnt sie. In jedem weiteren Durchgang erhöht sie die Dauer nun jedesmal um eins bevor sie markert und belohnt.

Nasentouch – eins – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – fünf – click + Belohnung
usw…
Unterbricht Kanzi den Nasentouch, so beginnt Tracey wieder von vorne zu zählen.

Nasentouch – eins – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – Kanzi unterbricht
Nasentouch – eins – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – vier – fünf – click + Belohnung
Nasentouch -eins – zwei – drei – Kanzi unterbricht
Nasentouch – eins – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – click + Belohnung
Nasentouch – eins – zwei – drei – click + Belohnung
usw.

Viele Vorteile und ein Nachteil

Die Methode 300 Peck hat viele Vorteile aber auch einen Nachteil:

• Dein Hund lernt mit Hilfe von 300 Peck zuverlässig das Konzept von Dauer und Distanz zu verstehen. Die Methode hilft deinem Hund dabei, motiviert zu bleiben, da er mit einer Erfolgsrate von über 80% rechnen kann, welche notwendig ist, um ideales Lernen zu ermöglichen. Du selbst behältst den Überblick, da du nichts anderes tun musst, als zu zählen, und du gerätst nicht in Versuchung, Zwischenschritte zu überspringen und zu schnell vorzugehen.
• Führst du ein Trainingstagebuch, so ist die Dokumentation des Lernfortschritts und das Erkennen von Trainingsplateaus sehr einfach.
• Wenn du laut mitzählst, wirkt dein Zählen als Intermediäre Brücke, die es deinem Hund erleichtert, seinen Fokus zu halten
• 300 Peck eignet sich besonders gut für die ersten Trainingsschritte hin zu mehr Distanz und Dauer. Von deinem Hund wird im Verlauf der Methode jedoch eine immer längere Konzentration abverlangt, was sich im fortgeschrittenen Training demotivierend auswirken kann. Daher empfiehlt es sich, wenn er das Konzept von Dauer und Distanz erst einmal verstanden hat, auf eine variable Verstärkung umzusteigen, so dass dein Hund nie genau weiss, bekommt er seine Belohnung bereits nach 5 Sekunden oder erst nach einer Minute.

Im Video siehst du, wie Claire mit Hilfe von 300 Peck bei einem Welpen und seiner Besitzerin Distanz beim Gehen an lockerer Leine aufbaut.